Gedanken zum Tag

Ich hatte einige Jahre eine sehr enge Geschäftspartnerschaft, die sich nicht wie
gewünscht entwickelt hat und in Streit und gegenseitiger Ablehnung beendet wurde.
Da ich mit Ungeklärtem nur sehr ungern lebe, hat mich diese Geschichte immer
wieder beschäftigt. Bis ich eines Tages so weit war, dieser Person ein klärendes
Gespräch anzubieten. Sie hat abgelehnt. Und in genau diesem Moment konnte ich
abschließen und loslassen. Denn ich wartete offenbar nicht auf ein Gespräch oder
eine Versöhnung, sondern auf meinen Mut und meine Größe, mich dieser
unangenehmen Situation offen und frei von falscher Schuld zu stellen. Indem ich das
getan hatte, war für mich der Punkt des Loslassen-Könnens erreicht. Ich war im
Frieden mit mir, auch wenn eine Aussprache nicht stattgefunden hatte. (…)
Loslassen ist So-sein-Lassen. Nichts anderes. Loslassen hat also nichts mit
Davonlaufen (...) zu tun, sondern mit ruhigem Beobachten und achtsamem Handeln.
(…) Deswegen ist es auch eine so hohe Kunst. Wirklich losgelassen haben wir erst
dann, wenn wir Situationen und Menschen nicht verurteilen und uns weder über noch
unter sie stellen, sondern wenn wir ganz bei uns und in unserer Klarheit bleiben und
das andere in seinem Anders sein würdigen können. Wahres Loslassen bedeutet
also letztlich, neutral zu werden. Eine gesunde Distanz zu entwickeln und damit
handlungsfähig und weitsichtig zu bleiben.
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